Liebe mich dann am meisten....
- Miss Pocahontas
- 28. Mai 2019
- 3 Min. Lesezeit
Eigentlich mag ich den Spruch "Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am nötigsten" nicht. Denn man kann Liebe nicht nicht verdienen. Besonders Kinder verdienen Liebe nicht weniger durch irgendwelche Taten.
Und dennoch ist er mir gestern in den Sinn gekommen. Denn dieses "schwedische Sprichwort" ist so gut, um uns daran zu erinnern, dass wir unsere Kinder lieben müssen, selbst wenn sie "nervig" sind, wenn sie "undankbar" sind, unsere Bedürfnisse nicht respektieren oder wenn sie einen großen Wutanfall bekommen , laute Schreie und negative Emotionen! Das Sprichwort zeigt etwas auf, was durchaus manchmal zutrifft: Kinder haben Phasen, in denen sie für uns anstrengend sind. Und in diesen Phasen brauchen sie ganz besonders unsere Zuwendung und eben nicht die ermahnenden Blicke oder scharfen Worte.
In der Montessoripädagogik durchläuft die menschliche Entwicklung bis zum erwachsen werden mehrere Etappen, die ganz unterschiedliche Charakteristika und Aufgaben haben.
Wenn wir Kinder optimal begleiten können wollen, müssen wir wissen, in welcher Entwicklungsperiode ein Kind steht, um die richtigen Schritte setzten zu können. Ich absolviere dazu gerade einen Montessori-Online Kurs. Und das hilft mir sehr mich auf dem Weg in die Montessori-Welt zu begleiten. Montessori nicht nur zu jenseits der Materialien zu verstehen sondern auch zu leben.
Je nach Alter der Kinder fallen diese Phasen so unterschiedlich aus: Das Stillkind, das die ersten Zähne bekommt und in die mütterliche Brust beißt, das Krabbelkind, das immer wieder zur Steckdose krabbelt oder Dinge vom Regal reißt, das laufende Kind, das sich auf der Straße erprobt, obwohl wir immer wieder „Stopp“ rufen, das sprechende Kind, das Schimpfwörter ausprobiert und unsere Reaktionen oder das Kind kurz vor dem Schulbeginn, das noch einmal auf andere Weise Grenzen erprobt. Immer wieder sagen wir die gleichen Sätze. Immer wieder müssen wir das weglaufende Kleinkind einfangen, um es vor Gefahren zu retten. Immer wieder müssen wir freundlich erklären, dass diese Sachen genau dort nicht bespielt werden wollen. Manchmal kommt genau dann der Gedanke: „Das macht es doch mit Absicht!“ – Aber die Absicht ist es nicht, uns zu ärgern. Die Absicht ist ein Entwicklungsimpuls, den wir gerade jetzt begleiten. Eine Lernaufgabe des Kindes.
Es sind Phasen, in denen sie sich erproben müssen, in denen sie versuchen, sich ein Bild von der Welt zu machen und ihren Platz darin zu finden. Dinge ausprobieren, sich ausprobieren, die neuen Fähigkeiten kennen lernen. Das alles kann für uns Eltern unglaublich anstrengend sein.
Doch nicht nur für uns: Für unsere Kinder sind diese Zeiten nicht minder anstrengend. Der Körper wächst, das Gehirn entwickelt sich und manchmal wissen sie gar nicht wohin mit ihren Gedanken, ihrer Energie. Schreien, weinen, fluchen – das verlangt auch den Kindern viel Kraft ab. Und gerade dann, wenn es ihnen sowieso schon schlecht geht, wenn sie ihren Platz nicht finden, wenn sie nicht wissen wohin mit sich, dann brauchen sie uns gerade. Gerade dann brauchen sie einen liebevollen Menschen, der sie an die Hand nimmt. Der ihnen zeigt: Auch wenn sich alles verändert, wenn alles anstrengend ist, ich bin da! Ich bin immer für Dich da und Dein Fels in all dem Durcheinander. Wir wirken entgegen, wir handeln entgegen dem, was vielleicht unser erster Impuls wäre. Und genau damit zeigen wir Beständigkeit.
Ja, unsere Kinder zu lieben, auch wenn es mal „schwierig„ ist, sie zu lieben, auch wenn sie einen ausgewachsenen Wutanfall haben. Es ist nicht die Zeit, sie wegzuschicken, bis sie sich beruhigt haben, ihnen zu sagen, dass sie nicht zuhören, bis sie ein großer Junge oder ein großes Mädchen sind, nicht die Zeit, sie zu bestrafen. Es ist an der Zeit, in Verbindung zu bleiben und sie und dich zu schützen. Achtet darauf, was das Kind zu sagen versucht. Was ist das Grundbedürfnis unter dem "unerwünschten" Verhalten? Beachtet das ungedeckte Bedürfnis, verbindet euch , seit dabei und helft dem Kind mit Mitgefühl.
Und liebe dich selbst, auch wenn du es als Eltern versaust! Denn nur wenn du dich selbst wirklich liebst, könnt ihr auch die Kinder bedingungslos lieben und voll und ganz auf die Bedürfnisse eingehen (und wahrscheinlich wird das Kind dann weniger unerfüllte Bedürfnisse haben, also weniger schwieriges Verhalten, also eine Win-Win-Situation). Daher sagen wir uns und unserem Kind beim nächsten Mal: Ich liebe Dich immer, egal was passiert. Und wenn Du mich brauchst, dann bin ich da.
Eure Jessica

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